Musik an, Kopf aus

„Wo war ich in der Nacht von Freitag auf Montag?“ (SDP)
 
Donnerstag ging es zu Rock am Ring, wo ich das Wochenende mit Vali, Melli, Sophia und Mandy verbracht habe. Es ist so schön und kurzweilig, mit so entspannten Menschen unterwegs zu sein - trotz #Eifelwetter (Mein Zelt hat sich definitiv als regen- und sturmfest bewiesen). Danke ihr Lieben für die schöne Zeit und dass ihr mich mitversorgt habt!
 
Außerdem hatten wir super nette Zeltnachbarn, die mich am ersten Tag mit allem Wichtigem (Bier, Campingstuhl) ausgestattet haben bevor die Mädels kamen, und die mich sogar 40km zu meinem Fahrrad, das ich im letzten Airbnb untergestellt hatte, gefahren haben. Außerdem sind sie genauso arbeitslos wie ich ;-) und auch am Reisen. Man findet eben irgendwie immer zu den Menschen, die man gerade braucht!
 
Es war eine kleine logistische Herausforderung, zu Rock am Ring zu kommen, aber ich denke mir: „Du hast nur dies eine Leben. Wenns vorbei ist, ist's vorbei. Nimms nicht so schwer - denn das Wichtigste ist doch: Du hattest eine schöne Zeit - eine herrliche Zeit“ (Die Ärzte).  Viele Menschen haben dazu beigetragen, dass das so hervorragend funktioniert hat. Danke an euch alle für die Hilfe 🙏
 
Mein musikalisches Highlight war natürlich die bÄste Band der Welt!!! Und das andere Highlight war, Sina zu treffen. Freundschaften ändern sich mit der Zeit, aber eines bleibt und das ist das Gefühl, das man hat wenn man diesen besonderen Freund trifft. Das Gefühl, gekannt und verstanden zu werden. Das Gefühl, im Herzen verbunden zu sein unabhängig von den Kilometern, die einen trennen. Unabhängig davon, dass man sich monatelang nicht sieht oder hört. „And when you close your eyes, does it almost feel like nothing changed at all?“ (Bastille).  Schön, dass wir ein paar gemeinsame Stunden beim Festival hatten. Mein Campingplatz-Highlight war, dass ich die letzten drei Flunkyball-Runden gewonnen habe 💪🏼 🍺.
 
Es war super schön, mal nicht Rad zu fahren und auf andere Gedanken zu kommen, Musik zu hören, bekannte Menschen zu sehen, nichts planen zu müssen, nicht auf sich selbst gestellt zu sein und einfach mal zu sein. Gleichzeitig freue ich mich aber auch wieder, aufs Rad zu kommen und weiterzufahren! Es ist ja doch schon mein Zuhause geworden. „Zuhause heißt - Wenn dein Herz nicht mehr so schreit. Zuhause heißt - Wenn die Angst der Freundschaft weicht.“ (Feine Sahne Fischfilet)
 
Es ist wirklich toll, dass ich auf meiner Reise so viele meiner liebsten Menschen treffe und dass so viele den Weg auf sich nehmen. Gleichzeitig macht das aber das Los- und Weiterfahren dann immer wieder so schwer wie am ersten Tag - nein, noch schwerer.
 
Und dann fragt man sich doch tatsächlich wieder: Warum mache ich das nochmal? Und denkt sich: „Wake me up when it’s all over when I am wiser an I am older.“ Aber man darf sich dem Gedanken nicht so hingeben, meistens ist es die Angst, die aus einem spricht und dann versuche ich mich selbst wieder etwas aufzubauen und sage mir: “Das Gefühl von endlich angekommen, Zügel selbst in die Hand genommen“ (Casper) ist doch viel wichtiger und wertvoller als Stillstand.
 
Ich habe mich immer gefragt, wie das vereinbar ist: Radfahren, spirituell sein, Rockmusik hören, sich mit Persönlichkeitsentwicklung  beschäftigen etc…? Aber geht es nicht letztendlich bei allem darum, dass wir glücklich sind? Und dass uns all diese Dinge, die uns Spaß machen, lehren, ganz im Moment zu sein -  nicht an Gestern und nicht an Morgen zu denken, sondern einfach „kurz für immer bleiben“(SDP)? Bei allen Gedanken, die man sich so über sich macht und alle Arbeit, die man investiert um sich weiterzuentwickeln, ist es gleichzeitig doch die Kunst und letztendlich das Ziel all dessen, ein Leben zu erschaffen, in dem wir glücklich sind und jeden Augenblick völlig achtsam wahrnehmen und genießen. Die Schwierigkeit ist, dass wir neben dem ganzen „Erschaffen“ aber eben das „Sein“ nicht vergessen dürfen. Ich erreiche diesen Zustand am besten beim Mountainbiken, wenn ich mich voll auf die Technik konzentrieren muss, beim Radfahren, wenn ich komplett erschöpft bin, durch Meditation (das ist mit Abstand das schwierigste - aber dafür das wirksamste) oder eben beim Musik hören und tanzen (Regine würde es abspacken nennen).
Was ist es bei dir? Was bringt dich dazu, deine Gedanken abzuschalten und die beste Version von dir selbst zu sein? „Du bist immer dann am besten wenn’s dir eigentlich egal ist, du bist immer dann am besten wenn du einfach ganz normal bist.“ (Die Ärzte) Was ist es, dass dich in deinen Flow und in einen Zustand von Fülle bringt? (Essen zählt nicht 😂)
 
“Ich sitz' in einem Starbucks in Phuket. Mobiles Netz ist schneller als daheim. Vielleicht bringt mir dieser Urlaub ja andere Kulturen nah. Ich sitz' in einem Starbucks in Phuket. Bedient von einer Kellnerin aus Mainz. Vielleicht ist das der moderne Style. Wie man nach den Sternen greift. Vielleicht. Tschau, ich bin raus, wer suchet, verschwindet. Manchmal googel' ich Orte, die man bei Google nicht findet. Ich will da, wo das Tourigesindel seinen Fuß niemals hinsetzt. Meinen Fuß hinsetzen, Touris sind immer die andern. Ich will Jahrtausende alte, ohne Ende von Profi-Cams abgelichtete Monumente mit 'm Fotohandy knipsen. In den Landessprachen denselben Fraß bestellen. Wie in meinen Stammlokalen, „Do you have Hammelbraten?“. Ich will bei Ramschhändlern überteuerte Andenken kaufen. Die am Ende auf 'm Wandschrank verstauben. Will, dass Grün auf meine Netzhaut fällt. Nur, dass man sich nicht ins Gewächshaus stellt, sondern in ein Trekkingzelt. Denn ich will gute Luft, ich bin naturbewusst. Ich zahle auch den Preis, Flugzeugschmutz im CO₂-Fußabdruck. Will von Check-in zu Check-in im Hektikmodus, Gepäck verloren, Infektionen. Urlaub mit den Stresshormonen eines Jetpiloten. Geldwechselstrom an der Hotelrezeption. Runterkommen von der Reise, ich bestell' Beck's in Dosen. Such' einen deutschen Sender im Television, Selbstreflexion. Als sie mich fragen, „Wie gefällt es, Señor?“  Ich fühl' mich wie zuhause. Nur zuhause will ich weg. Und wieder buch' ich Flüge auf die Schnauze. Von zuhause in die Traufe. Denn woanders ist auch, wenn man das genau Betrachtet, ein verkapptes Hier. Déjà-vu-überall, aus dem Boden wachsen Dinge. Ich seh' Opel, ich seh' Pringles. Und den Mond niemals von hinten Déjà-vu-überall, alle atmen, manche rauchen. Menschen fragen nach dem Glauben. Man hat Kater nach 'm Saufen. Déjà-vu-überall, alle rennen, wenn sie müssen. Manche Menschen haben Brüste. Teenies kämpfen mit Gelüsten. Déjà-vu-überall, Menschen stapeln ein paar Steine. Und dann haben sie 'ne Bleibe. Ohne Nahrung ist es scheiße. Fotografier' mir die Finger wund, akribischer Hintergrund. Ich bin hier nicht zum Spaß, ich produziere Erinnerung. E-E-Erinnerung für finst're Stunden. Denn Jobroutine und Kinderwunsch ist wie eine Hinrichtung. Hinrichtung, Hinrichtung. Hin, Richtung, Heimat. Richtung Heimat, Richtung Heimat. Heimat, Heimat, Heimat. Hola, wieder da, es war so amazing. Eindrücke gesammelt, als wärn's Tro-, äh, -phäen. Fliegende Fische, karibische Rhythmen, Liebesgeschichten. Hätt' ich nicht alles schon gepostet, gäb' es viel zu berichten. Ich bin wie neugeboren, keine schwere Geburt. Man sieht's am indigenen Tattoo und meiner Break-up-Frisur. Damn, right, ich change auch die Art, wie ich sprech', ey. „Alles fresh, Mate?“ ist meine neue Catchphrase. Vom Fast-Food-Narr zum gefühlten Vegetarier. Heute ess' ich nur noch Kühe, die Ferrari fahren. Ich mach' jetzt Sport (so amazing), nächsten Sommer Probetraining. Wieder ist für immer Schluss mit meiner Alkoholkarriere. Neues Hobby: Skulpturen töpfern, meine neue Religion ist radikal. Ich durchlöcher' dich jetzt für Naturgötter. Seitdem ich Bungeespringer bin, habe ich Kammerflimmern. Ich will doch bloß anders sein, so wie die anderen Kinder. Man hat den Trend gehasst, bis man wutschnaubend erkennt. Den Trend zu hassen ist auch nur ein Trend. Für manche Ausreisen hab' ich einen Ausweis gebraucht. Aber kein Passport bringt mich aus meiner Haut. Erfinde mich neu, doch erzeuge dabei nur ein Replikat. Drehe mein Leben ab heute um 360 Grad (-60 Grad). Auch mit der äußeren Säuberung bleibt meine Weste schwarz. Weste schwarz. Wechselbar, schlechter Tag, Hexenjagd. Denn ich renne vor mir selber weg und denke, wenn ich schneller als Gedanken bin. Dann lass' ich meine Fehler hinter mir. Doch sogar mit der Fähigkeit zu fliegen bleib' ich ein Gefangener. Wie dieses Federvieh in einer Legebatterie. Begebe mich in die Verlegenheit mit meiner Wenigkeit. Allein zu sein, aber da war mir meine Wenigkeit zu viel. Ich hock' im Ferienparadies mit einer mittelschweren Egoallergie. Ich reise dieser Erde in den Schoß. Doch ich werde mich nicht los. Alle meine Fehler, alle meine Fehler. Alle meine Fehler im Gepäck. Ich reise via Airline und mit Floß. Doch ich werde mich nicht los. Alle meine Fehler, alle meine Fehler. Alle meine Fehler im Gepäck. Die räumlichen Entfernungen sind groß. Doch ich werde mich nicht los. Alle meine Fehler, alle meine Fehler. Alle meine Fehler im Gepäck. Ich greife nach den Sternen und in Klos. Doch ich werde mich nicht los. Alle meine Fehler, alle meine Fehler. Alle meine Fehler im Gepäck. Ich fühl' mich wie zuhause. Nur zuhause will ich weg.” (Alligatoah)

Ich versuche auf meiner Reise und in den letzten Jahren alles sehr bewusst anzugehen und achtsam zu sein aber dennoch gibt es Tage - wie wahrscheinlich bei jedem - da fühlt man sich wie „There's a hole in my soul. I can't fill it I can't fill it“ (Bastille), am nächsten Tag “bin ich aufgewacht, Sonnenstrahlen im Gesicht. Halte die Welt an und bin auf und davon. Ich will fliehen vor mir selbst“ (Casper) und am anderen Tag denke ich wieder, geil “der Himmel ist blau und der Rest deines Lebens liegt vor Dir […] Du hast kein klares Ziel, aber Millionen Möglichkeiten. Ein gutes Gefühl - und du weißt, es wird gut für dich ausgeh'n.” (Die Ärzte)….aber am Ende weiß ich eines immer ganz sicher - wenn man auf sein Herz und seine Intuition hört, wenn man sich selbst immer wieder challenged (denn das hat sich bis jetzt immer bestätigt) - :

“Alles wird perfekt” (Casper)!

Während ich das schreibe höre ich einem Gitarrenspieler in Aachen zu und er singt mir aus dem Herzen: „Where you gonna sleep tonight?“ (Amy Macdonald) - also ganz kurz Musik aus, Kopf an - für einen Schlafplatz in Maastricht!

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Kommentare: 1
  • #1

    Beate (Samstag, 15 Juni 2019 12:54)


    Hilde Domin

    Ziehende Landschaft

    Man muß weggehen können
    und doch sein wie ein Baum:
    als bliebe die Wurzel im Boden,
    als zöge die Landschaft und wir ständen fest.
    Man muß den Atem anhalten,
    bis der Wind nachläßt
    und die fremde Luft um uns zu kreisen beginnt,
    bis das Spiel von Licht und Schatten,
    von Grün und Blau,
    die alten Muster zeigt
    und wir zuhause sind,
    wo es auch sei,
    und niedersitzen können und uns anlehnen,
    als sei es an (das Grab)
    unserer Mutter.