Nicht jammern

„Nicht jammern!“ - Unser TextorWG Motto wurde mir rechtzeitig wieder in Erinnerung gerufen, denn ich hatte am Wochenende Regine zu Besuch. Eigentlich wollten wir zusammen im Elsass Radfahren und Wein trinken, daraus wurde aber ein (trotzdem genauso schönes) radloses, inhalierendes (siehe Bild) Essens-Wochenende. Wir haben uns zusammen Colmar, Kaysersberg (hier habe ich meine zweite „Wenn ich du wäre“-Aufgabe absolviert), Ribeauville und Straßburg angeschaut, genossen und durchgehend geredet, als ob wir uns 1 Jahr nicht gesehen hätten - dabei sind es gerade einmal 3 Wochen gewesen. Aber es ist schon komisch, wenn man seinen Alltag mit jemandem geteilt hat und auf einmal ist das nicht mehr so - auch wenn wir beide sehr glücklich über unsere neu eingeschlagenen Wege sind. Schon ein paar Stunden mit Regine bringen einen immer weiter. Und so sehr ich mich über das Wetter und meine Krankheit geärgert habe, die mich vom Radfahren abgehalten haben, muss ich auch eingestehen, dass es bei meiner Reise von Anfang an nicht nur um das Radfahren gehen sollte und ich mir im Vorfeld viele Dinge abseits des Radfahrens vorgenommen hatte, die ich nicht umgesetzt habe... So wie der Blog hier dreigeteilt ist - Reise durch Europa, Reise mit dem Rad, Reise zu mir selbst - sollte ich vielleicht zukünftig auch meine Reise wieder planen und umsetzen: Mehr Europa genießen, anschauen, lernen; mehr für mich tun & etwas weniger Kilometer auf dem Rad. Das war etwas in Vergessenheit geraten, weil ich natürlich auch wusste, dass einige meine Reise verfolgen oder sogar nach Kilometern spenden. Das soll aber natürlich nicht mein Anreiz sein. Daher habe ich mir nun unter anderem vorgenommen, am kostenlosen 21tägigen Meditationskurs von Deepak Chopra teilzunehmen. Deepak Chopra ist einer der bekanntesten Autoren und Speaker für zeitgenössische Spiritualität. Ich probiere es einfach mal aus… vielleicht hat ja noch jemand Lust.

 

In Straßburg hatte ich einen wunderbaren Host aus dem Iran, der jedem seiner Couchsurfing Gäste die selbe Frage stellt: „Wenn du eine Supermacht um eine Sache bitten könntest, die du haben möchtest in deinem Leben, was wäre es und was würdest du damit machen. Was ist dein Traum?“ - um diese Frage zu beantworten dürfen wir nicht in irgendwelchen Grenzen denken… eigentlich einfach aber irgendwie doch so schwierig.

Außerdem war ich in Straßburg im „Anticafé“ - das Konzept ist sehr cool, man zahlt nicht für die Getränke oder das Essen, das man dort konsumiert, sondern für die Zeit, die man dort verbringt. 1h=5€, und größtenteils Selbstbedienung sowie verschiedene Sitz- und Arbeitsbereiche. 

 

Da ich nicht jammern möchte, überspringe ich den Teil an dieser Stelle.

 

Die letzten beiden Tage laufen dank meiner Vorsätze sehr gut - liegt aber eventuell auch ein klein wenig daran, dass es mir wieder etwas besser geht und seit 2! Tagen die Sonne scheint. Mein Französisch geht leider noch immer nicht über Bonjour und Merci hinaus - aber wenn man viel lächelt und nickt kommt man auch damit durch. Elsässisch habe ich dagegen ganz gut verstanden - habt ihr das schon mal gehört? Nein? Besser so..

 

Gerade sitze ich bei Sonnenuntergang am See und meinem ersten Campingplatz auf meiner Reise - in Rhodes. Es ist wunderschön hier und ich freue mich, wenn ich zukünftig öfter Zelten kann, das macht die Planung wesentlich einfacher und fühlt sich viel mehr nach Freiheit an.

 

Ich hatte heute einen wunderbaren Tag: Zuerst war ich mit meinem Warmshower Host auf dem Markt in Saverne, das Städtchen ist wundervoll, und bin dann am Kanal und etlichen Schleusen entlang bis hierher gefahren. Marc und seine Frau haben mir wirklich tolle Tipps für meine Route und Sehenswürdigkeiten gegeben. Das ist es, was Warmshowers ausmacht. Auf dem Weg habe ich dann noch drei Frankfurter Radfahrer getroffen, die aber leider genau in die entgegengesetzte Richtung unterwegs waren. Außerdem bin ich eine Mountainbike Abfahrt gefahren, was mit Gepäck und bei Nässe mit meinem Rad dann doch eine Herausforderung war. Auch wenn ich wie ein Anfänger gefahren bin, hat es so unendlich viel Spaß gemacht. Ich bin so froh, dass ich ein Rad habe, das so etwas mitmacht. Der Mountainbiker in mir muss sich zur Zeit schon sehr mit klassischen Radwegen zufrieden geben.

 

Die Sonne ist mittlerweile untergegangen und hier am Campingplatz wird es nun doch etwas kühler, aber ich freue mich auf meine erste Nacht im Zelt - entgegen aller Ratschläge habe ich das neue Zelt vorher nicht mal zur Probe aufgebaut… wäre auch echt nicht nötig gewesen :P

 

Mit Sonne ist alles irgendwie leichter - aber ich versuche wirklich auch echt nicht zu jammern und jeden Moment hier zu genießen und zu realisieren, wie gut es mir geht, dass ich das hier machen kann.

 

Kleiner Pro Tipp des Tages: mit 4bar im Reifen fährt es sich wesentlich besser als mit 1,5 - ab und zu Nachpumpen könnte nicht die dümmste Idee sein.

 

Ich wünsche euch einen guten Start ins Wochenende und denkt ab und zu mit mir an unser Motto: Nicht jammern! :-) 

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Kommentare: 1
  • #1

    Kirstin (Dienstag, 18 Juni 2019)

    Ist Rhodes nicht in der Nähe vom Stockweiher (Etange du Stick)? Ein großer See? Da fahren wir hin seit ich 6 Wochen alt bin. Ich wünsche Dir weiterhin tolle Erlebnisse und viel Gesundheit. Ich lese fleißig mit. Liebe Grüße Kirstin