Glückstage

Die letzte Woche war der absolute Wahnsinn. Meine bisherige Reise war ja bereits ausschließlich großartig, aber ich habe eine komplett andere Ebene erreicht.
 
Es ist eine Sache, die Theorie hinter dem „Gesetz der Resonanz“ (Gleiches zieht Gleiches an) und der Funktionsweise von Visualisierung zu verstehen und eine komplett andere, zu erleben und spüren, dass es funktioniert bzw. dass ich diese physikalischen Gesetze gezielt nutzen kann, um mein Leben positiv zu beeinflussen und Menschen und Dinge in mein Leben zu ziehen, die mir gut tun.
 
Hamburg war (wie erwartet) wunderschön. Danke an Nico, dass ich bei seinen Eltern unterkommen durfte. Und an seine lieben Eltern, dass ich so lange bleiben durfte wie ich wollte / bis mein lang ersehntes Paket von Trek in Hamburg ankam (Blogartikel dazu folgt:)). Ich habe jeden Moment in Hamburg genossen, wurde angesprochen, dass ich so „peaceful“ aussehen würde, war bei der Beachvolleyball WM, im Buddhistischen Zentrum zur Meditation und bin - (fast) ohne es zu merken - während ich mit meiner Schwester telefoniert habe, am Stadion von St. Pauli vorbeigelaufen. Im Buddhistischen Zentrum habe ich Marcus kennengelernt und wir haben zusammen bei ihm gekocht, hatten tolle Gespräche und er war es letztendlich, der mir klar gemacht hat, dass es 1. nur eine Ausrede ist, wenn ich sage, ich habe keine Zeit jeden Tag zu meditieren und 2. dass ich auch einfach nicht nach Polen fahren muss, nur weil das ursprünglich mal mein Plan war. Bis vor zwei Jahren wäre es wahrscheinlich nie zu einer solchen Begegnung gekommen, weil er entweder keine fremden Menschen angequatscht hätte oder ich es einfach sofort abgeblockt hätte - oder wir beide niemals in ein buddhistisches Zentrum gegangen wären 🤣. Und so hatten wir einen Abend, der uns beide weiter gebracht hat und ein Beweis für mich, dass wir immer das in unser Leben ziehen, was wir selbst ausstrahlen, was wir sind, was der Frequenz unseres Bewusstseinszustandes entspricht.
 
So habe ich also kurzerhand entschieden, ab Hamburg den Elberadweg zu nehmen und Berlin anzusteuern, was ziemlich cool war, da ich ohne Handynavi fahren konnte und ohne Unterkünfte zu organisieren unterwegs war - was für ein Freiheitsgefüh! Der erste Radfahrtag nach Hamburg war von platten Reifen geprägt und ich hatte Glück, dass ich spontan bei Christian über Warmshowers unterkommen konnte - 40km von Hamburg. Ich denke, in meinen Blogeinträgen kam bisher ziemlich gut heraus, dass es die Menschen sind, die ich treffe, die meine Reise ausmachen. Und ich habe das Gefühl, dass ich auch immer genau die richtigen Menschen zum richtigen Zeitpunkt treffe. Christian war und ist so ein richtiger Mensch. Er hat selbst 2017 eine Radreise durch Europa zu sich selbst gemacht - wir hatten demnach eine ganze Menge zu sprechen. Mir tat es unheimlich gut, unsere magischen, witzigen und alltäglichen Erlebnisse und Gedanken zu teilen, zu erkennen, dass auch meine Reise nicht nur fahrradabhängig ist, sondern ich mir mittlerweile genauso gut vorstellen kann, mit einem Kanu zu reisen ;-), dass ich wieder viel mehr Lust und Mut bekommen habe, ohne Ziel morgens loszufahren und natürlich dass ich motiviert war, einen Trampversuch mit Fahrrad zu starten und es länger als Christian am Straßenrand auszuhalten (5min) und weiter zu kommen (0m) :P.
 
Ich visualisiere mittlerweile jeden Morgen meinen Tag und werde immer besser darin. Es treten so viele Dinge einfach wirklich ein, dass ich innerlich oft grinsen muss, wenn es passiert und es kam in der letzten Woche wirklich noch häufiger vor.
 
Christian ist nach seiner Reise das erste Mal wieder auf seinem Rad gesessen und hat mich 20km begleitet, es war so schön und der Elberadweg hat wirklich viel zu bieten, ist wider Erwarten nicht langweilig und sehr gut ausgeschildert. Auf meinem Weg habe ich dann Charlotta und Gitta auf ihrem Weg nach Nepal und Franneck, der sie für ein paar Tage begleitet hat, getroffen. Die zwei Mädels waren wieder genaue solche Menschen, die ich gebraucht habe. Mit ihrer offenen unbeschwerten Art kommen sie mit Sicherheit ohne Probleme bis Nepal. Wir haben an Haustüren Wasser auffüllen lassen, Benzin abgefüllt und haben dann auch noch im Vorgarten der ersten Familie, die wir gefragt haben, gezeltet. Wir waren Schwimmen im See (oder soll ich es Duschen nennen?), haben zusammen Nudeln mit Pesto gekocht, Wein getrunken, Tagebuch geschrieben, Körperausgleichsübungen gemacht, zu viert in einem Zelt geschlafen (inklusive nächtlicher Schnaken-Jagd) und uns unsere tägliche Weisheit von unserem Vorgarten-Host abgeholt (eventuell minimal abgeändert): „Wer seinen Kinderglauben sich bewahrt, in einer reinen, unbefleckten Brust - und gegen das Gelächter einer Welt zu leben wagt, - wie er als Kind geträumt - bis auf den letzten Tag: das ist eine Frau!“ (von Tresckow). Bevor es getrennte Wege ging, sind wir am nächsten Morgen noch gemeinsam durch die größte Binnenwanderdüne Europas gefahren und Franneck hat mit irgendwelchem Kautschukzeugs das Loch in meinem Vorderreifen (vorerst) abgedichtet :).
 
Zu zweit unterwegs zu sein, ist immer etwas einfacher, aber es hat mir sehr geholfen zu sehen, mit welchem Selbstverständnis und Selbstbewusstsein die zwei (21-jährigen btw) die ganze Sache angehen. Und so bin ich seitdem auch unterwegs. Sicher haben alle Menschen, die ich bisher getroffen habe, dazu beigetragen, dass ich jetzt diese ganz neue Ebene erreicht habe. Die darauffolgenden drei Tage bis Berlin war ich nämlich wie im Flow unterwegs, habe meistens ab 18/19 Uhr angefangen, einen geeigneten Spot zum Zelten ausfindig zu machen und es genossen, ohne Zeit- und Zieldruck unterwegs zu sein und ohne Zeit für Planungen aufwenden zu müssen. 
 
So zu campen bedeutet allerdings auch wenig Schlaf, wenig Internet, eine leere Powerbank, eine leere Gaskartusche (schlecht, wenn es direkt während dem Nudel abkochen passiert) und ein größer werdendes Bedürfnis nach einer richtigen Dusche. Auch meine Reifenprobleme habe ich bis dahin nicht wirklich lösen können - ich will sagen, es ist nicht alles nur gut - aber ich sehe einfach alles positiv und versuche alles zu nehmen, wie es kommt. Zum Beispiel musste ich am Samstag nach 4 Stunden Schlaf schon um 5:30 Uhr mein Zelt abbauen, dafür hatte ich dann aber um 7 Uhr einen Morgenkaffee (juhu, kein Nescafé) im Rewe mit einer netten älteren Frau.
 
Außerdem hatte ich eine große Vorfreude auf Berlin, denn mein Papa und Kristine haben mich dort besucht. Mein größter Sightseeing-Wunsch wurde schnell erfüllt, nämlich das Hotel-Badezimmer von innen (die wohl beste Dusche meines Lebens). Wir hatten ein wunderschönes Wochenende. Danke für ein Hotelzimmer, den Tourguide, eure Ideen, Ermutigungen, lieben Worte, euer Interesse an meinen bisherigen Erlebnissen, die kurzweilige Zeit, das leckere Essen, die weite Fahrt die ihr auf euch genommen habt, den Versuch meinen Reifen zu retten und und und!
 
Und wenn man glaubt, es geht nicht besser, kommt eine Larissa um die Ecke und überrascht einen in Berlin - habe ich nicht großartige Freunde? Ich weiß nicht, ob es an Berlin liegt, aber Lari, Mathias und ich haben eine vielversprechende Startup-Idee entwickelt - noch streng geheim natürlich, aber wenn ich bald noch mehr über Achtsamkeit schreibe und Schnecken züchte, wundert euch nicht 😂.
 
Neben all meiner guten und positiven Laune und Erlebnisse muss ich zugeben, dass die unhöfliche, schroffe unverständliche Berliner Art mich kurz aus der Ruhe gebracht hat als ich sonntags mit meinem platten Rad die Bahn nehmen musste.. Aber ich denke, das habe ich überwunden.
 
Es ist immer wieder komisch, nach einer Pause und nachdem man sich mit Freunden und Familie getroffen hat, alleine weiterzufahren. Aber ich habe zum Glück nichts von meinem Flow verloren, meinen Reifen repariert (diesmal wirklich) und mich der Herausforderung des Trampens mit Fahrrad gestellt (mein Zeitplan hat sich ein wenig geändert, daher versuche ich etwas schneller Richtung Süden zu kommen) - was wirklich witzig ist, weil das noch nie Teil meiner Überlegungen war, wenn es um Reisen ging - bis einige meiner Couchsurfing Hosts davon erzählt haben und im Endeffekt steckt ja auch ein ähnlicher Gedanke dahinter: Wir teilen eine Ressource, die sowieso vorhanden ist und nicht voll ausgenutzt wird. Aber naja, das Trampen mit Fahrrad hatte wohl auch noch einen anderen Reiz für mich.. Und ich habe es immerhin an einem halben Tag von Berlin nach Dresden geschafft. Danke an alle mentalen Unterstützer, die mir geholfen haben durchzuhalten (zwei mal habe ich fast eine Stunde am Straßenrand gestanden) oder meinen Standort verfolgt haben. Naja und wie endet ein solcher Glückstag? Ich habe abends um 20 Uhr innerhalb von 10 Minuten noch eine Couchsurfing-Unterkunft in Dresden gefunden (am Ende hätte ich bei allen 5 Anfragen, die ich geschickt hatte, übernachten können). Ich war dann bei Felix - voted: Lehrer mit den schlechtesten Witzen - der jetzt wahrscheinlich schon auf dem Fahrrad durch Malawi radelt. Am nächsten Morgen bei meiner Fahrt raus aus Dresden höre ich dann jemanden meinen Namen rufen, was mich völlig verwirrt hat. Es war Julian, dem ich am Abend davor auch eine Anfrage geschickt hatte und er dachte sich wohl, in ganz Dresden kann es nur eine geben, die so bepackt rumfährt.

Es sind die Menschen, es ist unsere Einstellung, es ist unser Handeln, die unsere Glückstage produzieren. Und vielleicht ist es auch kein Glück, vielleicht ist jeder Tag perfekt - denn es liegt in unserer Verantwortung ihn dazu zu machen.


Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    Christian (Donnerstag, 11 Juli 2019 08:15)

    Viola, was bist du nur für ein unglaublich toller Mensch! Deinen Gedanken, deine Art, deine Entschlossenheit, dein Lachen! Mit all dem wirkst du wie ein Magnet für alles positive.

    Nicht nur du triffst die richtigen Menschen zur richtigen Zeit, sondern auch andersrum. Du hast mir gut getan. Fahr weiter, sei glücklich!

    PS: wir haben zwar kein „wenn ich du wäre...“ gespielt aber fürs trampen zahle ich auf jeden Fall;)

  • #2

    Andi (Freitag, 12 Juli 2019 08:43)

    Es war uns eine große Freude :-)

  • #3

    Lea (Freitag, 12 Juli 2019 15:32)

    Viola, DU bist der absolute Wahnsinn! Deine Erlebnisse begeistern und inspirieren mich. Einfach nur Hammer. Saug alles auf!! �