Sharing is what the world and humanity needs

Moien aus Luxemburg!

Mein erste (und bisher einzige) Nacht im Zelt war etwas kühl aber ansonsten sehr angenehm und man fühlt sich einfach so frei! Mit Zelt auf- und abbauen dauert das Zusammenpacken morgens natürlich nochmal länger, aber es war auch irgendwie ganz meditativ - bis auf die Dauercamper, die mir -als einzige Zeltcamperin-seelenruhig sowohl beim Aufbauen als auch beim Abbauen zugeschaut haben. Naja, wenn ich sie damit zum Lachen gebracht habe, hat es sich ja gelohnt.
 
Seit Straßburg übertreffen sich meine Routen an Schönheit. Der Weg nach Nancy war aber sicher ein Highlight, denn er verläuft größtenteils am Kanal entlang bis man in Nancy schließlich an Meurthe und Moselle herauskommt. Allerdings hat mich die Strecke an meine Tour durch das dünn besiedelte Finnland erinnert, denn über 40km lang gab es keine Bäckerei und keinen Supermarkt, so diente mein letzter Riegel als Frühstück und Mittagessen gleichzeitig. Auf meinem Weg habe ich zwei Radreisende, ein Pärchen, getroffen. Seit 20 Jahren machen sie regelmäßig längere Radreisen. In diesem Jahr sind sie 6 Wochen unterwegs in Richtung Atlantik - wie vor 20 Jahren. Ich bewundere ja die Menschen, die das alles ohne Smartphone organisiert haben und auch heute noch ohne GPS fahren. Ich wäre völlig lost. Es war sehr schön, zusammen zu fahren. Nachdem wir 10 Minuten auf Englisch gesprochen haben, habe ich herausgefunden, dass sie aus Wiesbaden kommen. Danach haben wir auf Deutsch etwas über unsere Fahrräder gefachsimpelt und sind nach ca. 15 km wieder getrennte Wege gefahren. Die Namen weiß ich nicht, aber dafür habe ich ein Bild.
 
Meine Ankunft in Nancy war sehr schön. Am Place Stanislas, dem Stadtzentrum, war purer Sonnenschein und alle Menschen in Wochenendstimmung. Außerdem bin ich mitten in einer „Fridays for future“ Demo gelandet. Es ist schon krass zu sehen, wie jung diese Menschen sind und dann stehen die da und du fühlst dich wie eine andere Generation, die niemals gegen den Klimawandel aufgestanden ist.
 
Alles, was ich hier über meine Couchsurfing- und Warmshowers-Hosts schreibe, wird ihnen in keinster Weise gerecht. Ich habe bisher nur tolle Menschen getroffen. Mit wirklich allen hatte ich eine super Zeit. Lustig, ernst, inspirierend, kurzweilig. Alle haben beeindruckende Geschichten und sind genauso beeindruckende Persönlichkeiten. Ich könnte über jeden einzelnen ein ganzes Buch schreiben. So auch mein Host in Nancy, Vladimir, der mich netterweise für 2 Tage gehostet hat. Ich konnte mein Rad unterstellen, er hatte Essen bestellt, wir haben den Sonnenuntergang an der Meurthe angeschaut und am ruhigsten Ort Nancys, in seinem Garten, Tee getrunken. Samstag hat er mir Nancy gezeigt und ich habe mich am Nachmittag noch mit zwei anderen Couchsurfern auf ein Bier getroffen. Am Abend gab es Barbecue in Vladimirs Garten (seht euch das Bild dazu an) und ich habe einen Heidelbeerstrauch in seinem Garten gepflanzt. Wir hatten sehr gute Gespräche. Eine Sache möchte ich gerne mit euch teilen. Er hat etwas gesagt, das ich selbst immer wieder erlebe, wenn ich alleine unterwegs bin. Wenn wir neue Leute treffen, kennen dieser weder unsere Vergangenheit noch haben sie bestimmte Erwartungen an uns. Und genau das führt dazu, dass sie ganz neue Seiten an einem hervorholen und man selbst so unglaublich viel über sich lernt und manchmal selbst erstaunt ist, was man da gerade gesagt hat oder für was man plötzlich ein Interesse zeigt. Das entdeckt man nur, wenn man alleine reist und sich ganz und gar auf andere Menschen einlässt.
 
Der Weg nach Metz entlang der Moselle war genauso schön wie die vorherigen -bis ich von einem platten Reifen gestoppt wurde. Ich habe in letzter Zeit öfter Luft verloren. Hat jemand Tubeless-Erfahrungen? Mit Milch nachfüllen und regelmäßigem Nachpumpen scheint es aber Stand jetzt ganz gut zu halten.
Die Glaskunst in Nancy hat mir bereits sehr gut gefallen, aber die Fenster der Cathédrale Saint-Étienne in Metz waren wirklich atemberaubend.
Ein Satz aus dem Couchsurfing-Profil von Nicolas, der mich in Metz gehostet hat: „I‘m of the ones who think that sharing is what the world and humanity needs“. 
 
Von Metz ging es zunächst im Regen weiter, aber ich habe mich richtig frei gefühlt und das Radfahren genossen. Meine Hosts in Volmerange-les-Mines waren wieder überragend. Iri und Greg leben an der Grenze zu Luxemburg und arbeiten in Luxemburg. Greg liebt Radfahren. Am nächsten Morgen haben wir uns eine halbe Stunde unsere Räder angeschaut… und Iri ist bezaubernd. Sie hat mir noch Nudeln mit Bolognese für den nächsten Tag in meine Tupperdose gepackt. Wie gesagt, es ist unglaublich, wie viel man in so wenigen Stunden mit Menschen erlebt, und ich kann ihnen hier wirklich nicht gerecht werden.

Leider ist meine Glückssträhne was Hosts angeht etwas abgebrochen, daher habe ich in Luxemburg bisher in Hostels übernachtet. Auch eine Erfahrung..
 
Luxemburg… kaum ist man an der Grenze zu Deutschland hat man wieder kein mobiles Internet. Aber Luxemburg Stadt ist sehr sehr schön, mir gefällt es hier gut. Überall stehen „Urban Pianos“ und es finden sich immer wieder klavierspielende Menschen, die ein kleines Konzert geben. Ich war hier in einem Gottesdienst, wieder in einer bezaubernden Kirche, und bei einem Konzert eines Blasorchesters. Ich liebe es, so viele unterschiedliche Dinge zu tun und eine Stadt so kennenzulernen. Später schauen wir im Hostel noch das Euro League Finale.

Da Luxemburg etwas teuer ist, in Hostels übernachten und Essen gehen auch, muss ich mir überlegen, wie es weitergeht. Es ist nämlich unglaublich, ich habe einfach immer Hunger und werde nie satt! Nach 2 Wochen „süßem Frühstück“ in Frankreich ist es aber wohl auch Zeit, auf vollwertigere Nahrung umzusteigen. Wahrscheinlich muss ich zukünftig wirklich auf Wildcamping und Gaskocher ausweichen, wenn ich keine Hosts finde. Ich überlege, relativ schnell nach Belgien zu fahren, weil ich gelesen habe, dass dort Wildcamping für 24h erlaubt ist, woanders habe ich gelesen, dass es verboten ist. Mhm..hat da jemand Erfahrungen? Und weiß jemand, ob die Supermärkte an Christi Himmelfahrt in Luxemburg oder Belgien geöffnet sind? Und wo man hier eine Gaskartusche für einen Campingkocher herbekommt?
 
Soo, nun aber wieder zu den wichtigen Dingen, ich habe Eis, Pizza und Tiramisu zu Abend gegessen und bin jetzt auf der Suche nach Essen…  Drückt mir die Daumen!

 

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